Macht ein Blumenbuch über eine bestimmte Region noch Sinn? Bekomme ich nicht alle Informationen, die ich über eine Pflanze haben möchte über eine App? Name? Herkunft? Wissenschaftliche Abhandlungen? Standort?
Als Verleger von Blumenbüchern kann die Antwort nur lauten: ja, ein Buch macht Sinn. Das Buch ist persönlicher, der Autor hat sich Gedanken gemacht, was beschrieben werden soll. Er versetzt sich in die Lage seiner Leser, versucht mit deren Augen die Landschaft zu sehen, weist ihren Blick sanft in eine Richtung, die sonst im Schatten verkümmern würde. Das können die Apps noch nicht.
Das Goethe-Zitat „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht“, gilt ganz speziell für Botanikbücher.
Mit dem Smartphone in der Tasche, die App mit den besten Bewertungen geladen, geht es los in die Landschaft, mit großer Hoffnung Pflanzen zu sehen, die Natur aufzunehmen. Nur, das haut nicht hin.
Wenn ich als Laie in Bergen, Wäldern und Wiesen unterwegs bin, sehe ich wahrscheinlich eine Tanne, oder ist es eine Fichte? Ein Gänseblümchen, oder ist es ein Berufkraut? Eine Orchidee, oder ist es eine schnöde Sommerwurz, ein Vollschmarotzer?
Die beste App nützt nichts, wenn ich nicht weiß, für was ich sie benutzen soll. Das Buch zeigt mir die Natur, zeigt mir, wohin ich schauen kann, um was Neues zu sehen, zeigt mir Dinge, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt. Das Buch mit mir agiert. Die App reagiert nur.
Ein botanischer Reiseführer über kleinräumige Regionen verrät mir, wo ich interessante Pflanzen finde. Mit der App muss ich sie schon selber finden und erfahre über den Standort: Mitteleuropa?
Im Buch steht Wissenswertes über eine Pflanze, das sich die Autoren überlegt und erarbeitet haben. Das Wissenswerte in der App liefert ein Algorithmus.
Ein Buch ist menschlich, die App eine Maschine.